Das Modell der vollständigen Handlung ist eine zentrale Ausbildungsmethode in der beruflichen Bildung, die darauf abzielt, Auszubildende zu selbstständigem und ganzheitlichem beruflichen Handeln zu befähigen. Es besteht aus sechs aufeinander aufbauenden Phasen, die einen iterativen Lernprozess ermöglichen. 🚀
Phasen des Modells der vollständigen Handlung
1. Informieren
In dieser Phase erhalten die Auszubildenden eine komplexe Aufgabe und verschaffen sich eigenständig die notwendigen Informationen zur Lösung. Dies fördert die Fähigkeit zur selbstständigen Informationsbeschaffung und -analyse. 🧐
Beispiel: Ein Auszubildender zum Fachinformatiker recherchiert Anforderungen für eine neue Kommunikationsplattform durch Mitarbeitergespräche und Marktanalyse.
2. Planen
Auszubildende erstellen einen sinnvollen und zielorientierten Arbeitsablauf für die Durchführung der Aufgabe. Diese Phase fördert die Entwicklung von Planungs- und Organisationskompetenzen. 📝
Beispiel: Eine angehende Verwaltungsfachangestellte erstellt einen Projektplan zur Optimierung des Bürgeranliegen-Managementsystems.
3. Entscheiden
In einem Fachgespräch mit dem Ausbilder wird der geplante Arbeitsablauf überprüft und die endgültige Umsetzung entschieden. Diese Phase schult die Entscheidungsfähigkeit und Kommunikationskompetenz. 💬
Beispiel: Ein Auszubildender zum Elektroniker präsentiert seinem Ausbilder verschiedene Lösungsansätze für eine Schaltungsoptimierung und begründet seine bevorzugte Variante.
4. Ausführen
Die Auszubildenden führen die geplanten Arbeitsschritte selbstständig aus. Diese Phase fördert die praktische Umsetzungskompetenz und Selbstständigkeit. 👩🍳
Beispiel: Eine Auszubildende zur Köchin bereitet selbstständig ein neues Gericht nach ihrem zuvor erstellten Rezept zu.
5. Kontrollieren
Die Auszubildenden überprüfen ihr Arbeitsergebnis durch einen Soll-Ist-Vergleich. Diese Phase entwickelt die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion und Qualitätskontrolle. 🔍
Beispiel: Ein Auszubildender zum Tischler überprüft die Maße und Funktionalität eines von ihm gefertigten Möbelstücks.
6. Bewerten
In dieser abschließenden Phase reflektieren die Auszubildenden gemeinsam mit dem Ausbilder den gesamten Arbeitsprozess und ziehen Schlussfolgerungen für zukünftige Aufgaben. Dies fördert die Reflexionsfähigkeit und das kontinuierliche Lernen. 🤔
Beispiel: Eine Auszubildende zur Einzelhandelskauffrau bespricht mit ihrer Ausbilderin den Ablauf und das Ergebnis einer von ihr durchgeführten Verkaufsaktion.
Bedeutung für den Lernprozess
Das Modell der vollständigen Handlung fördert die Entwicklung von Handlungskompetenz, indem es:
- Selbstständiges Denken und Handeln fördert
- Problemlösungsfähigkeiten entwickelt
- Theorie und Praxis verknüpft
- Ganzheitliches Verständnis von Arbeitsprozessen vermittelt
- Soziale und kommunikative Kompetenzen stärkt
- Reflexionsfähigkeit und Selbsteinschätzung verbessert
Vorteile der Methode
- Praxisnahe und realitätsnahe Ausbildung
- Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung
- Entwicklung von Schlüsselqualifikationen
- Ganzheitlicher Ansatz, der fachliche, methodische und soziale Kompetenzen integriert
- Vorbereitung auf die Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt
Herausforderungen
- Hoher Zeitaufwand für Vorbereitung und Durchführung
- Anfängliche Überforderung unerfahrener Auszubildender möglich
- Notwendigkeit einer sorgfältigen Aufgabenauswahl und Begleitung durch den Ausbilder
- Erfordernis geeigneter Rahmenbedingungen und Ressourcen im Ausbildungsbetrieb
Das Modell der vollständigen Handlung ist ein effektives Werkzeug zur Förderung der beruflichen Handlungskompetenz. Es erfordert eine sorgfältige Implementierung und kontinuierliche Anpassung an die spezifischen Anforderungen verschiedener Ausbildungsberufe, bietet aber ein großes Potenzial für eine praxisnahe und zukunftsorientierte Ausbildung. 🌟